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Danmark ade - Velkommen Norway


21. Juli.

Heute wird ein guter Tag, sage ich am Morgen zu Greti. Wir rollen über einen Radweg, schön eben, dem Bach entlang. Zwischendurch hat es Schotterwege. Plötzlich schwankt mein Hinterrad, was ist los? Der Reifen veriiert Luft. Die erste Reifenpanne nach 1800km. Aufpumpen, weiterfahren und in der nahen Stadt Randers Schlauch wechseln ist die Strategie. Bald kommt das nächste Ungemach. Schwarze Wolken ziehen auf, wir ziehen die Regenjacken an. Und dann ein Wolkenbruch, es giesst wie aus Kübeln. Zum Glück sind wir gerade unter einer Brücke und werden nicht nass.

In der Stadt, in einem gedeckten Hinterhof wechseln wir den Schlauch. Die Weiterfahrt nach Hadsun ist geprägt durch Regen, Sonne und starkem Wind. Heute ist doch noch ein guter Tag, wir finden auf Anhieb ein schönes Hotel mit einem guten Restaurant.

Erkenntnis des Tages: Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben!


Regenfahrt
Regenfahrt
Schwarze Gestalten versperren den Weg....
Schwarze Gestalten versperren den Weg....

22. Juli.

Nach dem ausgiebigen Frühstück, wir schlagen uns richtig die Bäuche voll beginnt die Fahrt. Unsere vollgepackten Velos sind vergleichbar wie Schwungräder. Bis sie einmal im gang sind, braucht es eine gewisse Zeit. Sind sie einmal in Schwung, ist es herrlich wie es rollt. Wir kommen uns vor, wie Fabian Cancellara in den besten Zeiten. Der Wind schiebt uns, wir fliegen fast dahin. Auch der aufkommende Regen kann uns nicht bremsen. Nach 100 km haben wir genug und wir suchen in Saeby eine trockene Unterkunft. Ziemlich schwierig, es ist Ferienzeit und Saeby ist einer der beliebtesten Ferienorte in Dänemark.

In einem Cafe fragen wir, ob in der Nähe noch etwas frei ist. Die gute Frau hat erbarmen mit uns, wir sehen aus wie begossene Pudel, tropfnass und auch etwas müde. Sie hat eine Kollegin, Frau Camille, die führt eine Pension; was für ein Glück. Das Haus hat einen ganz besonderen Charme, das Zimmer duftet angenehm nach Holz. Die Möblierung ist speziell zusammengestellt, einfach heimelig. Nach dem Abendessen, gehen wir früh ins Bett und schlafen wie Murmeltiere.

Blick auf die Ostsee
Blick auf die Ostsee

23. Juli.

Frau Camilla beglückt uns mit einem reichhaltigen Frühstücksbuffet, alles Bio-Produkte. Frau Camilla hat eine spezielle Ausstrahlung, einfach zum gern haben, da könnten wir längere Zeit bleiben.

Wir haben das Hotel in Oslo gebucht - also geht die Reise weiter. Aber o Schreck, o Schreck die Luft ist weg - aus dem Hinterrad. Die Steinpflästerungen in den Dorfplätzen, das lieben  unsere Räder nicht. Meistens liegen  Glasscherben von zerschlagenen Flaschen in den Fugen der Pflastersteinen. Diese Erfahrung haben wir schon auf früheren Radtouren gemacht.

Wir fahren weiter nach Frederikshavn, wo wir im Marine Camp bei schönstem Wetter unser Zelt aufschlagen. Wir buchen die Fähre nach Oslo online auf meinem iPhone.


Dänemark hat uns mehr gefordert als angenommen, haben wir doch fast 2500 Höhenmeter bewältigt. Das positive: Es war ein gutes Training für Norwegen, wo es dann richtig in die Berge geht. Weiter hatten wir fast auschliesslich Rückenwind auf den super ausgebauten Radwegen, die meistens zweispurig angelegt sind. Landschaftlich haben uns die riesigen Getreidefelder imponiert auf den bis 1000 hektar grossen Landwirtschaftsbetrieben.

Ich habe auch einen neuen Namen. Ich heisse hier Jakobsson. Da mein Vater Jakob hiess, bin ich folgedessen Jakobsson....


24. Juli.

Heute fahren wir mit der Fähre von Frederikshavn nach Oslo. Alles ist perfekt gelaufen. Die Buchung der Fähre und das Hotel. Wir sind mitten in der Stadt im Hotel Citybox. Dieses Hotel funktioniert nur mit Elektronik, es hat keine Reception. Du gibst die Buchungsnummer in einem Automaten ein, bezahlst mit Kreditkarte und der Automat spuckt die Zimmerschlüssel aus. In Norwegen wird alles mit Kreditkarten bezahlt, der Kaffeautomat, der Bäcker, sogar bei den Marktständen haben sie das kleine Kreditkartenkästchen.


25. Juli.

Heute ist Ruhetag in Oslo. Das heisst nicht, dass wir nur auf der faulen Haut liegen. Ruhetag ist immer Waschtag. Das mit dem Kleider auswaschen im Lavabo ist bei meiner Liebsten passé. Eine kleine Waschmaschine, wie ich sie in Bremen gerne gekauft hätte, ist ihr auch zu wenig, nein es muss einfach eine Grosswäscherei sein. Dank Google findet man so ein Waschhaus. Wie gestern erwähnt, geht es auch da nur mit Kreditkarte. Zuerst musst du für 10 Kronen Waschpulver aus dem Pulverautomaten in eine Dose abfüllen, dann die Maschine programmieren und mit der Kreditkarte starten. Am ganzen Wasch- und Tumblervorgang stellte ich ein zufriedenes Lächeln auf Gretis Gesichtszügen fest. Die guten Erinnerungen an die Wäscherei Sumia sind wahrscheinlich der Grund. Als noch zwei junge Zürcherinnen im Waschsalon auftauchen und der Erfahrungsaustausch unter den Frauen stattfindet, scheint das Glück perfekt zu sein. Der Chronist, hat während dem Waschvorgang am Reisblog geschrieben und sah amüsiert dem ganzen Treiben zu.

Nach getaner Arbeit, folgt nun das Vergnügen und dazu gehts ab in die City. Zuerst besichtigen wir das futuristische Gebäude der Oper von Oslo, die direkt am Meer steht. Es ist etwas teuer geworden, dieses Opernhaus, es kostete fast 600 Millionen Euro!!  Es wird überall in Oslo gebaut, das ist sehr auffallend, vor allem im Zentrum und am Meer. Irgendwie müssen die wohl ihre Öl-Milliarden verpulvern. Anschliessend besichtigen wir das Ratshaus, wo jeweils der Friedensnobelpreis verliehen wird, die Festung Akershus und natürlich dem König sein Haus, den Royal Palace.

Glückliche Waschfrau....
Glückliche Waschfrau....
Kunst in der Stadt - gibt Greti zu denken, aufgehängt ohne zu waschen....
Kunst in der Stadt - gibt Greti zu denken, aufgehängt ohne zu waschen....
Rathaus (City Hall)
Rathaus (City Hall)
Hier wohnt König Harald V. mit seiner Frau Sonja
Hier wohnt König Harald V. mit seiner Frau Sonja

26. Juli.

Mit der U-Bahn fahren wir Richtung Holmenkollen. Es geht den Berg hinauf zur gigantischen Skisprunganlage. Die Schanze wurde für die Ski WM 2011 neu gebaut und sieht einfach sensationell aus, es haben rund 50‘000 Leute in der Arena Platz. Natürlich sind wir dort, wo sonst Simon Ammann und seine Kollegen stehen, oben am Start. Es ist wirklich unglaublich mutig da runter zu springen, ich verneige mich vor den Skispringern, Hut ab. Aber auch die Aussicht auf die Stadt ist atemberaubend. Meer, Wälder, Strassen und dazwischen viele bunte Gebäude, das ist Oslo. Neben die Skisprunganlage wurde das Skistadion gebaut, wo die Biathlon- und Langlaufwettbewerbe  ausgetragen werden. Hier gewann Dario Cologna vor zwei Jahren den legendären 50km Lauf. Das grösste, was es im langlauf Weltcup zu gewinnen gibt, vom Stellenwert her vergleichbar mit dem Lauberhornrennen der Alpinen. Super Dario, das hast du gut gemacht.

 

Die letzten drei Tage war wunderschönes Wetter, um die 30 grad warm, wir haben die Velofreien Tage genossen. Ab Morgen fahren wir Richtung Lillehammer - Trondheim. Wir sind beide ein bisschen aufgeregt, denn es geht richtig in die Berge. Wir sind jedoch zuversichtlich, dass wir auch das schaffen.

 

An dieser Stelle möchten wir uns bei euch allen zu Hause in der Schweiz für die Unterstützung und die positiven Feedbacks via Mail und Gästebucheinträge recht herzlich bedanken. Es macht mir mega Spass dieses Tagebuch zu schreiben, und wir freuen uns, dass ihr uns auf dieser unglaublichen Reise begleitet. DANKE!!!

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Kommentare: 4
  • #1

    Urs & Corinne (Freitag, 26 Juli 2019 21:02)

    Liebes Greti, lieber Paul
    Was für ein Vergnügen, eurer Reise so folgen zu können! Wir tauchen alle paar Tage beim Blog-Lesen kurz in euren Velo-Alltag ein, ist jeweils wie Ferien!
    Wir wünschen euch weiterhin tolle Erfahrungen und Begegnungen und erwarten gespannt die weiteren Einträge!
    Und denkt immer dran: wenn das Arschl brummt, ist das Herzl gsund :) :)
    Liebe Grüsse aus Frutigen, Urs & Corinne

  • #2

    Elsbeth und Markus (Samstag, 27 Juli 2019 15:04)

    Hallo Zämä
    Ja, wir haben Oslo auch in bester Erinnerung. Wir wollten euch bei Holmenkollen eigentlich Schweizerschokolade hinterlegen. Aber der "Gluscht" aufs Essen war größer �Ihr hättet die braune Masse ja auch nur auf schlecken können!!! Wir sind gespannt auf weitere Erfahrungen und Infos. Wir wünschen euch viel Kraft und Ausdauer über den Hügeln von Norwegen. LG Elsbeth und Markus

  • #3

    Walter und Mechthild (Sonntag, 28 Juli 2019 20:11)

    Hallo,
    gespannt verfolgen wir Eure Reise und freuen uns mit Euch das bisher alles gut gelaufen ist. Wir wünschen Euch weiterhin eine gute Reise und gehen davon aus, dass Ihr auch die Berge in Norwegen bezwingt. Wir hatten hier zwischendurch um die 40 Grad was kein Vergnügen war.
    LG aus Plittersdorf Walter und Mechthild

  • #4

    Lydia& Kurt (Montag, 29 Juli 2019 20:09)

    Mir danke ganz härzlich für die intressante Reisebrichte, isch sehr spannend z,ghöre wo dir sit und wo dass dir öppe umradlet! Mir wünsche witerhin guet Pedau�� lg vor Schonig