Vom defekten Zug und die Entbindungsstation

30. Juli.

Der Wetterbericht stimmte. Es regnet Bindfäden, der lang ersehnte Regen für die Landwirte ist da. Wenn es nicht sein muss, fahren wir heute nicht Fahrrad, es muss nicht sein. Während dem Frühstück besprechen wir, wie es weiter gehen soll. Wir beschliessen mit dem Zug nach Trondheim zu fahren. Folgende Gründe sprechen für diesen Plan:

1. Die Route durchs Gudbrandsdalen. Das längste Tal Norwegens ist nicht gerade Tourenradfreundlich. Die Europasstrasse (E6) führt durch das Gudbrandstal. Die E6 sei zum Teil recht schmal mit sehr viel Verkehr auch viele LKWs. Das Risiko auf dieser Strasse ist uns zu gross.

Die Radroute ist sehr coupiert, du fährst immer wieder einige Kilometer Bergauf für nichts, doch, dass du nachher wieder runter fahren kannst.

Daneben führt als wichtige Verkehrsverbindung in Süd-Nord-Richtung die Dovrebahn Richtung Trondheim.

2. Landschaftlich sei das Gudbrandsdalen nicht gerade der Burner. Viel Wald und recht eintönig. Zudem können wir uns das strengste Teilstück mit vielen Anstiegen auf unserer Route sparen.

3. In Trondheim soll es am Mittwoch laut Wetterbericht schön sein, wir möchten die Perlen von Norwegen, die Kystriksveien und die Lofoten bei schönem Wetter erleben.

Wir halten das für die beste Lösung und buchen den Zug online via Handy. Den Regentag verbringen wir mit einkaufen und Routenplanung. Nachmittag, der Regen hat mittlerweile aufgehört, besichtigen wir die Olympia-Sportanlagen. Wir haben Glück, auf der Grosschanze trainieren die Deutschen Athleten und auf der Normalschanze die Norwegischen Frauen.

Wie wir ins Dorf zurückkehren sehen wir auf einem Parkhausschild die Angabe ledig. Wir sinnieren über die Bedeutung dieses Schildes. Meine Liebste meint, das bedeute das Parkhaus ist frei. Meine Argumentation ist, es dürfen nur ledige Leute im Parkhaus parkieren. Uns ist es eigentlich egal, wir brauchen ja kein Parkhaus. Doch das Parkhausschild hat bei Greti Nachwirkung, am Abend schaut sie auf ihrem Samsung Super-Galaxy, die Sendung Bauer ledig sucht. Es gibt glaube ich mehrere Folgen....

Erkenntnis des Tages: Nicht alles was man sieht, ist gleich vergessen.

31. Juli.

Die grosse Verschiebung, wie früher im Militär. Wir warten gespannt auf den Zug. Er fährt pünktlich in den Bahnhof ein. Die Fahrräder haben einen Platz in Wagen vier und wir beide in Wagen fünf einen reservierten Sitzplatz, die Plätze 13 und 14. Die Herkulesaufgabe beginnt, lade zwei vollbepackte Fahrräder in den Gepäckwagen ca. 80cm hoch. Der gute Kondi gibt Anweisungen, wo unsere Pferdchen angebunden sein sollen. Mithelfen ist für ihn ein Fremdwort, gut er ist ja für das kontrollieren ausgebildet. Schliesslich gelingt es uns beiden doch noch die Räder zu verladen, auch unsere reservierten Sitzplätzen sind noch frei.

Wir fahren mit der norwegischen Staatsbahn durch das Tal, vorbei an Hafiell und Kvitfjell, den beiden bekannten Skiorten, wo im März jeweils Weltcuprennen durchgeführt werden. Wir sind gut gelaunt, gegen einen kleinen Aufpreis fahren wir erste Klasse. Wie wir so zum Fenster herausschauen, sehen wir, dass sich unsere Recherchen bestätigen.

Vor Dombas kommen immer wieder Lautsprecherdurchsagen auf norwegisch, allgemein ist im Zug eine Aufregung feststellbar, wir bleiben ruhig. Der Zug hält in Dombas, alle Leute steigen aus, da checken wir es , da stimmt tatsächlich etwas nicht.

Alles abladen, der Zug habe irgend ein elektrisches Problem. (halt Bombardier, nicht Stadler-Rail) Es fahren Ersatzbusse vor, drei, vier, fünf, allgemeine Hektik. Die Leute telephonieren und wollen alle gleichzeitig in die Busse, diese fahren weg und zurück bleiben nur noch rund ein dutzend Passagiere. Wir stellen uns vor, wie wir die Fahrräder in die Busse verladen sollen??? Wir sehen hinter dem Bahnhof einen Kleinbuss mit einem geschlossenen Anhänger. Trondheim? fragen wir, der Fahrer nickt, und es wird wieder neu verladen.

Bei jedem Bahnhof wird angehalten und siehe da zwei Stationen vor Trondheim steht tatsächlich wieder ein Zug.

Du ahnst es, das ganze Umladeprozedre beginnt von neuem, mittlerweile kennen wir die Handhabung.

Mit beträchtlicher Verspätung und bei schönstem Wetter kommen wir in Trondheim an. Im Hotel St. Olav haben wir ein Zimmer gebucht, speziel, das Hotel gehört zum Uni-Spital Trondheim. Das ist ein sehr grosses Spital, es arbeiten über 10000 Leute hier.

Zu dieser Klinik gehört auch auch die Entbindungsstation (Mutterschaftshotel). Genau in diesem Haus logieren wir. Beim Nachtessen dürfen wir den jüngsten Trondheimer begrüssen, ein niedlicher kleiner Junge. Beim Frühstück präsentiert uns ein stolzer Papa die neugeborene Martina. Zum ersten mal bei den Wöchnerinnen übernachtet.....

Vorgängig besichtigen wir die Sehenswürdigkeiten der Stadt, die Nidaros Kathedrale wo gerade ein Konzert stattfindet, und daher innen nicht besichtigt werden kann, die Gamle Brybo, von wo aus man die alten Häuser von Bakklandet am besten sieht und anderes mehr.

Erkenntnis des Tages: Ein scheinbar langweiliger Tag, wird noch spannend.