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Inselhüpfen auf Helgeland


6. August.

Strahlend blauer Himmel, die Sonne scheint warm, wie gewünscht für uns zwei Trolle. Wir radeln durch herrliche Birkenwälder dem nächsten Fährhafen in Horn entgegen. Es läuft wie geschmiert, aha der Generalservice an den Velos zeigt wahrscheinlich Wirkung. Oder sind es die Spagetti, die sich in Form von Energie auswirken?

 

Wir fahren nun durch Helgeland und somit der Küstenstrasse entlang. Diese Strasse verbindet die unzähligen Inseln und Halbinseln miteinander und dazwischen gibt es als einzige Verbindung nur Autofähren. Plätzlich hört die Strasse auf, wenn du weiterfährst bist du im Wasser.

 

Wir fahren so dahin und dann geschieht das Unglaubliche, wir trauen unseren Augen nicht. Doch sie ist echt und steht auf einer Wiese fünf Meter neben uns, Greti sieht sie zuerst. Eine Elchkuh, es gibt sie als doch und nicht nur auf den Warnschildern am Strassenrand. Bis ich dann meinen Fotoapparat knippsbereit habe, ist die Dame schon bald wieder verschwunden. Was für eine Überraschung.

 

Die Fahrt mit der Fähre von Horn nach Andalsvag dauerte 20 Minuten. Die Halbinsel Vevelstad besteht hauptsächlich aus Bergen, ausser an der Ostküste ist es etwas flach, da verläuft die Küstenstrasse 17, es hat einige Bauernhöfe und das ist es, der Rest Berge. Kein Wunder ist da fast kein Verkehr. Die nächste Fähre bringt uns nach Tjotta. Die Reise dauerte diesmal eine Stunde. Diese Region ist gezeichnet von den Weltkriegen, da war ziemlich was los. Heute sieht man das an den verschiedenen Soldatenfriedhöfen und Denkmälern. So abgelegen, aber strategisch anscheinend doch wichtig.

 

Von weitem sehen wir den Gebirgszug der sieben Schwestern. Ob sie wohl Verwandt sind mit den sieben Hengsten bei uns im Eriz? Vom Aussehen her sehen sie eher aus wie die Churfirsten.

Nebst der touristischen Bekanntheit rankt sich auch bei diesen sieben Damen eine Sage. Der Sage nach sollen es sieben Jungfrauen gewesen sein, die sich nach einer Verfolgung durch den König Hestmannen erschöpft niederwarfen. Bei Sonnenaufgang erstarrten sie zu Stein.

 

Damit wir nicht vor Erschöpfung zu Stein erstarren, halten wir beide eine strategische Sitzung. Wollen wir weiter bis zum nächsten Campingplatz, oder doch eher in der nächsten Ortschaft eine Unterkunft suchen, wir entscheiden uns für das zweite.

Mit Google suchen wir eine Unterkunft und finden zwei in Sandnessjoen. Aber Pech gehabt, die erste ist schon ausgebucht und das zweite ist ein Luxushotel. Nicht gerade jetzt wo kein Lohn mehr auf das Konto überwiesen wird und die Rente auch noch nicht. Ich überlege mir, ein Growdfundig zu starten, für uns beide 😢😢

Zum Glück wird uns weitergeholfen, wir finden in einem Gästehaus ein Zimmer. Zum Znacht lassen wir es uns gut gehen. Ich kriege ein Rindsteak und Greti ein Lammfilet, ihr Kommentar zum Lamm: Wieder ein Schaf weniger, das auf der Strasse Velofahrer und Autofahrer ärgert.

 


Die sieben Schwestern
Die sieben Schwestern
Auf der Fähre
Auf der Fähre

7. August.

Ein wunderschöner Tag erwartete uns heute, die Sonne strahlte bereits übers Meer, herrlich. Wir wollen uns beeilen um die nächste Fähre in Levang zu erreichen, diese fährt um 10:00 ab. Damit das gelingt müssen wir etwas auf die Tube drücken, es sind immerhin 35 Kilometer mit den obligaten Höhenmeter (350). Zuerst überqueren wir die Helgelandsbrücke, mit einer Länge von 1.073 m und einer Höhe von 45 m, früher mautpflichtig, heute ist sie kostenlos befahrbar. Wir fahren über Land wiederum durch herrliche Gegend. Kurz vor der Fähre wie immer bisher ein steiler Anstieg, fast wie die Niesenbahn. Wir kommen gerade rechtzeitig an und können als erste auf das Boot. Wir setzen über nach Nesna und mit dem Schnellboot gleich weiter nach Stokkvägn. Weiter geht mit dem Fahrrad durch das Gebirge hinüber nach Kilbognam  zur nächsten Fähre. Diese Fahrt dauert eine Stunde und wir  geniessen sie, es geht durch die Bergwelt, faszinierend. Norwegen wie man es aus dem Prospekt kennt. Nach rund der Hälfte der Fahrt überqueren wir den Polarkreis, schon wieder ein Meilenstein erreicht. Wir sind sehr zufrieden und total glücklich. In Jektvik finden wir einem Gästehaus ein Zimmer und geniessen einen herrlichen Sonnenuntergang. Spät am Abend trifft ein norwegisches Paar ein und beziehen das Zimmer nebenan. Sie sind mit dem Motorrad unterweg. Wir unterhalten uns mit ihnen so gut wie es geht. Greti mit Schulenglisch, der Chronist mit Samiswood Dialekt.


Wir übequeren den Polarkreis
Wir übequeren den Polarkreis
Abendstimmung in Jektvik
Abendstimmung in Jektvik

8. August.

Wiederum Wetter wie aus dem Bilderbuch. Aber etwas trübt die Stimmung ein bisschen, wir sind am Morgen nicht mehr erholt. Wir müssen unbedingt wieder einmal einen oder zwei Ruhetage einschalten. Seit zwei Wochen in Lillehammer haben wir keinen Ruhetag mehr eingeschaltet. Es ist nicht nur die körperliche Leistung, die uns fordert, es sind andere Gründe die vor allem meinem Greti zusetzt. Schon während der Fahrt macht sie sich Gedanken wo übernachten und wo einkaufen. Nach der Velofahrt geht das jeweils so: Platz aussuchen, abladen, Zelt aufstellen, Zelt einräumen, duschen, Nachtessen kochen, essen, abwaschen und die Route für den kommenden Tag planen, der Fahrplan der Fähren bestimmen vielfach die Abfahrts- und Ankunftszeiten auf dem Rad. Von herum lümmeln bevor es dann in den Schlafsack geht bleibt dann nur noch wenig Zeit.

Also handeln bevor es zu spät ist: Wir beschliessen heute bis Ornes zu reisen und morgen mit dem Schiff direkt nach Bodo und von dort mit dem Schnellboot direkt nach Moskenes auf die Lofoten. Dort hoffen wir ein geeignetes Logis zu finden um uns zu erholen.

Wir sind uns bewusst, dass unser Vorhaben, zum Nordkap zu fahren kein Zuckerschlecken ist. Wegen dem verspäteten Start aus bekannten Gründen, sind wir vielleicht etwas zu schnell unterwegs und sollten uns mehr Zeit nehmen. Wir werden sehen.

Nun starten wir mit etwas gemächlicherem Tempo Richtung Berge. Es sieht aus wie bei uns im Grimselgebiet. Mächtige Berge ragen direkt aus dem Meer, zum Teil über 1000 Meter hoch. Wir fahren durch den 3200 Metereh langen Straumdaltunnel. Es geht viel besser als angenommen, er ist gut beleuchtet und es geht abwärts. Wir erreichen die Fähre in Agskardet rechtzeitig, die Überfahrt nach Foroy dauert nur zehn Minuten. Jetzt kommt der nächste Fjord den wir umfahren müssen. Um für 1.50 Kilometer nordwärts zu kommen, müssen wir 20 Kilometer strampeln. Landschaftlich wunderbar, es hat sich gelohnt. Wir sehen den Svartisengletscher, dieser ist mit 370 km² der zweitgrößte Gletscher Norwegens und somit ca. vier mal grösser als der Aletschgletscher. In Vassdalsvik besteigen wir nun die letzte Fähre für heute, diese fährt nach Ornes, wo wir in einem Hostel ein Zimmer gebucht haben. Zum Nachtessen, wieder einmal in einem Restaurant, essen wir Lachs, ein Traum von einem Nachtessen.



20 Kilometer um diesen Fjord gefahren um 1.50 Kilometer nordwärts zu kommen
20 Kilometer um diesen Fjord gefahren um 1.50 Kilometer nordwärts zu kommen
Auf der Fähre
Auf der Fähre
Blick auf Ornes
Blick auf Ornes

9. August.

Wir velassen Helgeland und somit die Küstenstrasse und nehmen das Schiff bis Bodo um gleich auf die Fähre zu den Lofoten umzusteigen. Wir schauen dem Treiben im Hafen von Bodo zu, sehen wie das Hurtigrutenschiff Nordnorge anlegt und wie die Leute aussteigen. Juhui, welch eine Überraschung, wir treffen Müllers und Tanners aus Sumiswald, die  Richtung Nordkap unterwegs sind. Weil unsere Fähre Verspätung hat, könne wir einen lange  Schwatz mit ihnen teilen. Wow, wie gut das tut, wieder bekannte Gesichter zu sehen.

 

Die Überfahrt nach Moskenes dauert etwas mehr als drei Stunden. Als Radfahrer darfst du auf solchen Fähren immer zuerst einsteigen und so können wir uns einen schönen Platz zum Sitzen aussuchen. Es ist ein herrliches Schauspiel mit anzusehen, wie sich die Leute platzieren. Jeder und jede will den besten Platz, da ist das Rettungsboot, das die Sicht nach draussen versperrt, da ist ein Fenster schmutzig, so geht es hin und her. Die lieben Leute haben sogar im Urlaub noch einen Stress und ein Gehetze. Ich hoffe ihr nehmt das ruhiger und gelassener, wenn ihr in den Ferien seid.

Wie sich die Leute zum Teil benehmen, ist gelinde gesagt unverschämt. Die meisten beanspruchen zwei oder drei Sitze, sie belegen diese mit Gepäck oder manche legen sich hin zum schlafen. Und was passiert mir Jakobson? So ein unverschämter Lümmel, sitzt neben mich, sein geliebtes Schatzeli kann das Buch nicht sitzend lesen, nein sie muss ihrem aller-allerliebstem auf den Schoss liegen. Der Kerl drückt immer mehr gegen mich, auch der Gegendruck bewirkt nichts. Also stehe ich auf und gehe oben auf das Deck. Der Wind pfeift mir um die Ohren und so ist der Ärger bald vorbei.

Wegen der Verspätung der Fähre sind wir gezwungen in der Nähe des Hafens zu campieren. Auf einem Hügel finden wir ein lauschiges Plätzchen.

Erkenntnis des Tages: Gute Freunde trifft man in der ganzen Welt.


Die Inselgruppe der Lofoten in Sicht
Die Inselgruppe der Lofoten in Sicht

Campingidylle in Moskenes

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Kommentare: 6
  • #1

    Siegenthaler Lisi (Sonntag, 11 August 2019 08:55)

    Der sitt flott unterwegs und wunderschöni Bilder.Eue Energiespicher fasch täglich mit Spagetti fülle das chunnt guet.Von Wetter här, heit dir jo riesigs Glück.Hut ab vor euer Leistig.Bravo.Ig hätt äuä meh Pouse brucht. Greti das der Paul sehr traniert isch wüssemer jo aber di Leistig isch nid gnue z rühme.Mir si letschts Johr uf de Lofotä gsi, wunderschön, löht euch Zyt.Danke für die schöne Reisbrichte und Fotos, isch sehr intressant.Witerhin gueti Fahrt und ganz liebi Grüess Lisi und Gridu

  • #2

    Hans u Ruth Schneider (Sonntag, 11 August 2019 16:54)

    Isch einfach nume suuuuuper was dir zwöi da vollbringet, chapeau!
    Mir si 1987 am Nordkap gsi, (10 Jahr verspäteti Hochzitsreis)
    Äs chöme ganz ä huffe Erinnerige ufe weme öij super Fotos gseht u d‘ Reisebrichte list.
    Fröiemi scho itz ufe nächschte Blog. Ha no ä Frag: Mit was füreme Fotoapparat schiessisch du die super Fotos?
    Mir wünsche witerhin gueti Fahrt, aues guete u ganz viu gfröits.

  • #3

    Kurt & Aäntoonette (Sonntag, 11 August 2019 21:42)

    Aha... so würde das aussehen! Bei unserer Fahrt auf der gleichen Strecke haben wir fast nur Nebel und Regen bei etwa 5 Grad erlebt.
    Tolle Bilder, tolle Leistung, geniesst Norwegen!
    Wir sind mittlerweile sudwärts unterwegs - momentan in Åndalsnes.
    Liebi Grüess und witerhin toitoitoi
    Kurt&Nettli

  • #4

    Antoinette (Sonntag, 11 August 2019 21:45)

    Aäntoonette = auä die samischi version vo mim Name �

  • #5

    Beat Kummer (Mittwoch, 14 August 2019 12:37)

    Hallo zämä
    ganz liebi grüess vom piero mir zämä ga zmittag ässä lg beat

  • #6

    Ruth und Robi aus Basel (Freitag, 16 August 2019 14:23)

    Hut ab. Wir gratulieren zu Eurer Leistung, dem tollen Berichten und Fotos.
    Gruss Robi