13. August.
Eines unser Vorhaben auf unserer Reise, ist ja unter anderem, unseren ältesten Vorfahren der Blaser's, den Wind im hohen Norden zu besuchen. Hier auf Hadseloya, das ist die südlichsten Insel der Westeraelen, empfängt er uns mit offenen Armen, frontal von Vorne, welch eine Begrüssung. Nachdem unser Kurs allmählich gegen Westen dreht, haben wir plätzlich Rückenwind. Danke unserem Ururur-Ahn.
Um 15:00 Uhr sind wir schon in Stokmarknes und fragen spontan im Vesterälen Kysthotel nach einem Zimmer und tatsächlich ist noch eines frei. Nach dem Duschen und den obligaten Dehnungsübungen, geht es auf Endeckungstour. Da wir so früh dran sind, wollen wir auch früh Nachtessen. Zurück im Hotel wird uns mittgeteilt, das Restaurant sei heute geschlossen.
Das heisst, im Hirn findet eine Programmänderung statt, das saftige Steak das vor meinem geistigen Auge bruzelt und mir das Wasser im Munde zusammen laufen lässt, muss sofort ausgeblendet werden. Wir haben in einer Tasche nichts anderes als unsere Küche mit Vorräten. An einem sonnigen Platz auf einem Felsen über dem Meer gibt es ein Gala Dinner. Vorspeise: Chips mit Bier (ein sehr grosses). Hauptgang: Knäckebrot mit Käse und Schinken, Dessert: Twixi Schokostengel. Die grandiose Gegend ist uns mehr wert, als das saftigste Steak und die schönste und freundlichste Bedienung.😉😉
Draussen wird es frisch, wir huschen glücklich und zufrieden unter die Bettdecke.
Erkenntnis des Tages: Umdenken ist Kopfsache.
14. August.
Nach dem Frühstück, das Restaurant ist wieder offen, fahren wir über die ein Kilometer lange Hadsel-Brücke auf die nächste Insel Langoya. Durch mehrheitlich landwirtschaftlich geprägte Landschaft geht es nach Sortland, diesmal über zwei Brücken auf die Insel Hinnoya. Hier treffen wir viele Hochmoore an.
Schon auf der Fähre auf die Vesteraelen sind uns zwei Frauen und ein Mann aufgefallen. Sie sind mit E-Bikes unterwegs. Mal überholen sie uns, wenn sie rasten überholen wir sie. Immer wird freundlich gegrüsst. Wir sind ohne Strom fast gleich schnell wie sie mit.
Was heisst ohne Stom, die andern drei brauchen Elekro, wir produzieren Strom?? Ja richtig gelesen, unsere Dynamos produzieren Strom für unsere Lampen, Rücklichter und laden gleich noch das Navi oder Handy.
Apropos Navi, das brauchen wir schon länger nur noch um die Daten aufzuzeichnen. Die Strecke ist so was von klar, da brauchst du keine Navigation mehr.
Der Himmel ist jetzt bewölkt und die Sonne scheint nur noch vereinzelt. Aus diesem Grund haben wir wiederum eine Gaststätte gebucht. Diesmal ist es das Marmelkroken in der Ortschaft Bo. Zum Nachtessen wird uns ein herrlicher Lachs serviert.
Erkenntnis des Tages: Im Marmelkroken gibt es nicht nur Marmelade
15. August.
Das Frühstücksbuffet hier ist wirklich erste Klasse. Das beste bisher auf unserer Tour. Alles frische Produkte, mit Liebe präsentiert und sogar serviert. Wir haben uns in den Hotels so eine Taktik angeeignet! Wir nehmen immer einen Tisch, der gleich beim Buffet ist. Erstens kannst du alle beobachten die da kommen und was die alles aufladen, und zweitens ist der Weg zum Buffet sehr nahe. Das kann schon etwas ausmachen, wenn du etwa sieben Mal zum Buffet schreitest, so wie wir.
Das Wetter hat definitiv umgeschlagen, es ist kühl und neblig, mit 7 Grad auch für den August unterdurchschnittlich. Zum ersten Mal ziehen wir die langen Winter-Thigts an, auch oben braucht es eine Schicht mehr. Heute gibt es eine kurze Etappe, nur 50 Kilometer bis Andenes. Wir pedalen der Westküste entlang. In Bleik gefällt uns der weisse Sandstrand mit dem türkisfarbenem Wasser. Kurze Zeit später verlangsamt ein Autofahrer das Tempo, kurbelt die Scheibe herunter und zeigt nach oben und sagt es habe Elche. Wir spähen, sehen aber nur Schafe. Ich steige etwas den Hang hoch, sehe aber nichts. Die ganze Übung war für die Katze und hat ausser nassen Füssen und Schafsdreck an den Schuhen nichts gebracht.
Bald sind wir in Andenes, zum Glück haben wir ein Zimmer gebucht. An der Reception mussten etliche Leute abgewiesen werden.
Wir müssen unsere Tourenplanung etwas anpassen, weil es auf der Insel Senja nur sehr spärliche Übernachtungsmöglichkeiten gibt. Die wenigen die es hat, sind trotz Nebensaison zum Teil schon ausgebucht. Wild campen bei diesen Temparaturen ist doch eher für die jüngere Generation. Zudem kündigt der Wetterbericht Regen an.
Erkenntnis des Tages: Es gibt kein schlechtes Wetter aber schlechte Prognosen.
16. August.
Um 8:45 fährt die Fähre in Andenes los zur Insel Senja. Die Fähre überquert das offene Meer, der Kahn wiegt sich mit den Wellen. Ich spüre ein flaues Gefühl in der Magengegend und bin froh erreichen wir Gryllefjord. Vor dem ersten Tunnel, steht ein junges Paar und spricht uns auf Berndeutsch an. Es sind Emmentaler, sie sind zwei Wochen zu Fuss mit Sack und Zelt auf der Insel unterwegs. Sie wollen in Gryllefjord Proviant einkaufen.
Mittlerweile scheint die Sonne und es wird spürbar wärmer. Wir ziehen die kurzen Hosen an. Hamn ist sehr idyllisch gelegen, mit vielen kleinen Inselchen und dukelblauem bis türkisfarbenem Wasser. Ideal zum rasten und verpflegen. Wir sehen drei Delphine wie sie auf- und abtauchen, welch ein Zufall, wer hat sie zuerst gesehen, Greti.
Wie gestern erwähnt, fahren wir nur die ersten 20 Kilometer der Küste entlang. Wir verlassen diese und fahren quer durch die Insel südostwärts mit dem Ziel Finnsnes. Unser Plan ist in dieser Kleinstadt zu übernachten und morgen mit dem Schiff nach Tromso zu fahren. So korrigieren wir die südliche Route, sind schon am Mittag in Tromsö und haben Zeit die Stadt anzusehen.
Zuerst müssen wir einen 200 Meter hohen Pass erklimmen. Es lohnt sich, oben angekommen haben wir eine prächtige Aussicht auf die zum Teil schneebedeckten Berge. Wir fahren fast die ganze Strecke durch herrliche Birkenwälder, Hochmoore und grandiose Landschaft.
Gegen Finnsnes zu, sehen wir wieder vermehrt Häuser und die Küste ist wieder bewohnt. Uns fällt auf, wie wohlhabend anscheinend die Leute in Norwegen sind. Neben fast allen Häusern steht ein Wohnwagen oder ein Camper. Auch die Offroud Wagen sieht man häufig.
Aufgefallen ist uns auch folgendes: In jedem noch so kleinen Kaff, entschuldigt den Ausdruck liebe Norweger, bei uns sagt man das so, gibt es einen Frisörladen. Wenn es keinen Laden, Beiz, Post usw. hat, einen Frisör findest du bestimmt. Da fällt mir gerade ein, ich sollte auch unbedingt zum Haareschneiden. Greti meint sie könne mir den Gefallen tun, sie brauche jedoch zu Schere einen Kamm. Kein Problem vis a vis vom Hotel hat es einen Coop. Und jetzt kommt das beste, ich will den Kamm bezahlen, 20 Kronen kostet er. Dieser kleine Betrag bezahle ich Cash, werfe die Münzen in so einen Automaten bei der Kasse und siehe da, 10 Kronen spuckt der Automat wieder aus. Ich schaue ungläubig die junge Kassiererin an, doch die lächelt nur verschmizt und nickt. Ich lächle zurück und denke mir 50% Rabatt hast du nicht immer.
Im Hotel, im grossen Bad, wird meine zugegeben etwas schüttere Haarpracht zu Leibe gerückt. Glücklich und zufrieden mit dem Kammhandel und der neuen Frisur schlafe ich heute Abend besonders gut ein.
Erkenntnis des Tages: Im Coop immer bar bezahlen.
17. August
Die Routenänderung hat sich voll ausbezahlt, in der Nacht schüttet es wie aus Kübeln. Wir hören es im Hotelzimmer und sind froh nicht unter freiem Himmel im Zelt zu übernachten.
Am Morgen weckt uns allerdings schon wieder die Sonne. Statt das nasse Zelt zusammenpacken, schlagen wie am Frühstücksbuffet zu.
Um 11:00 Uhr kurvt unser Schiff um die Ecke und wir besteigen zum ersten Mal ein Hurtigrutenschiff das uns wie erwähnt nach Tromsö bringt. An Deck können wir im T Shirt ein Sonnenbad geniessen.
Tromsø ist die Eismeerstadt und ist zugleich die nördlichste Universitätsstadt der Welt. Die Stadt am Eismeer war Ausgangspunkt fast aller Fischfahrten in das Polarmeer und spielt eine wichtige Rolle in der Polarforschung. Unter anderem haben hier Nansen und Amundsen ihre Expeditionen gestartet. Nach dem Hotelbezug geht unsere Stadtrundfahrt über die ein Kilometer lange Brücke über den Fjord zur Stadt hinaus. Denn dort steht die eindrückliche und ihrer Form spezielle aber sehr schöne Eismeerkathedrale. Mit ihrer speziellen Art ist die Kirche sehr auffallend und ein Wahrzeichen der Stadt. Der Weg führt anschliessend wieder zurück über die Brücke und in die Stadt. Es hat schöne alte Holzhäuser, die einem an den Wilden Westen erinnern. In ein solches treten wir ein und geniessen unser Nachtessen. Bruscheta, Lasagne und zum Dessert einen Bananensplitt. Zum Trinken bestellte ich ein Bier und bezahlte umgerechnet Franken 11.50 und das wohlvestanden ohne Tanzeinlage. Es hat trotzdem geschmeckt.
Die Spannung steigt immer mehr und wir werden sogar etwas ungeduldig. Das Ziel rückt immer näher und wir sind bereit für die letzten Etappen, die uns wieder in die Berge führen werden. Wichtig ist es nun, wieder jeden Tag als Ziel zu nehmen und nicht ständig ans Ende zu denken. Step by step, ruhig und gelassen dem grossen Ziel entgegen.
Erkenntnis des Tages: Jeder Tag bringt uns noch näher ans Ziel.
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Kathrin u Werner (Sonntag, 18 August 2019 17:51)
Hallo ihr Beiden. Mit Eurem Bericht haben wir wieder etwas mehr vom Norden erfahren und wie ihr die verschiedenen Etappen bewältigt habt. Die Spannung steigt, man fühlt es!!!!
Weiterhin alles Gute mit dem Ziel vor Augen.
Ruth u Hans (Dienstag, 20 August 2019 10:01)
Hallo Häme
Ha im whatsabb grad gseh dases rägnet bi öich, hoffentlich nume churz.
Der letscht plog isch wider super guet, a dir isch ä schriftsteuer verlore gange, du schribsch mit viu information witz u humor dases ä mega fröid isch dini prichte z‘läse.
Aues guete bim witter reise.
Lg usem verrägnete thun
Beat Kummer (Mittwoch, 21 August 2019 06:14)
Hallo Paul
aus guete zum GEBURI!! liebi grüess ou as gretii lg beat
Lisi Huber � (Mittwoch, 21 August 2019 09:20)
Hallo zäme, wieder e wunderbare Reisebricht mit super schöne Fotos danke viumau � scho glie heiter öies grosse Ziel erreicht, grossartig was dir zwöi leischte!! ��Glg u vo ❤️ aus Guete u gueti Gesundheit zum Geburi Poul ou am Greti aus Guete füre Räschte vo der Reiseroute ���
Lisi (Mittwoch, 21 August 2019 14:51)
Danke für die schöne Fotos u der intresannt gschriebenig Bricht, geit nümme lang u dir sit a öiem grosse Ziel!! Mir wünsche ganz e gueti Zyt u vo ❤️ aus Guete zum Gebutstag Poul u no viu schöni Idrück u Landschafte glg vo Gruene � �
Hans u Ruth (Mittwoch, 21 August 2019 16:34)
Hei Paul
Ha nid gwüsst wenn du geburtstag hesch, aber its vergisseni dä nie me, u zwar darum wiu mini frou hüt o geburi het. Mir wünsche dir aues guete, gueti gsundheit u no viu gfröits uf der grosse velo tour. Natürlech ou aus guete am greti u fiire no chli zäme !!!!!!!!
LG us thun
Hans u Ruth (Mittwoch, 21 August 2019 16:47)
Übrigens mitem gliche jahrgang��