Wie im Himalaja

21. Etappe: Mauvoisin - Cabane du Col de Mille

Am Abend sehe ich mir die Mauvoisin Staumauer genauer an. Der Weg zur Mauerkrone führt durch einen Stollen. In diesem sind Infotafeln mit Fotos vom Bau der Mauer an den Wänden montiert.

Die von 1951 bis 1958 erbaute Talsperre aus Beton ist mit 250 Meter die höchste Bogenstaumauer Europas. Das Wasser vom Stausee wird vier mal turbiniert bis es schlussendlich in die Rhone fliesst.

Kaum vorstellbar, dass durch den steilen Osthang von Mauvoisin ein Weg zum Col des Otanes auf gut 2800 Meter hinaufführt. Den Wegbauern ein Kompliment, der Pfad ist gut unterhalten.

Oben auf dem Pass angekommen fasziniert mich eine Arena aus Gletscher, Fels und Eis. So muss es im Himalaja sein, geht es mir durch den Kopf.

Das Massiv des Grand Combin ist das am weitesten im Westen gelegene Walliser Viertausender-Gebirge (4314 Meter). Immer wieder bleibe ich stehen und betrachte die wilde Schönheit hier oben. Die Zeit vergeht viel zu schnell, apropos schnell, ich kann ja schneller laufen. Bald bin ich wieder im Zeitplan - also plane ich einen zusätzlichen Pass ein. Auf dem Col des Avouillon soll es besonders schön sein.

Mit Druck in die Waden und Zug auf die Stöcke bin ich wie ein Vierbeiner unterwegs. Bald stehe ich auf diesem Col - und es hat sich gelohnt, da oben hinauf zu kraxeln.

Jetzt Abstieg zur Cabane Brunet, die gerade umgebaut wird und weiter wieder aufwärts nach La Treutse - ein weiterer Aussichtspunkt auf dieser Tour. Grossartig ist die Sicht ins Val de Bagnes und schräg gegenüber auf Verbier. Weiter hinten sind Les Diablerets und die markanten Dents du Midi zu erkennen. Vom Seelein auf der Alp Sevey führt der lange Schlussaufstieg hinauf zur Cabane du Col de Mille.

Eine happige Etappe - aber die Aussicht entschädigt für die Mühen.

Die kleine Hütte wurde kürzlich umgebaut und ist komfortabel eingerichtet, sogar den Luxus einer Dusche geniesse ich. Der Hüttenwart ist ein lustiger Kerl, er kann zwar nicht deutsch, ich weiss gar nicht ob er reden kann, denn er pfeift den ganzen Abend fortwährend vor sich hin.

In der Hütte lerne ich eine Frau aus dem Jura kennen, sie ist bereits seit Rosswald auf der gleichen Route wie wir. Wir tauschen unser Erlebnisse gegenseitig aus.

Highlights des Tages: Auf dem Col des Otanes ist es wie im Himalaja.