31. Etappe: Torgon - Bouveret
Torgon liegt, einem Balkon gleich, hoch über dem Rhonetal. Dementsprechend ist auch die Aussicht. Wir verlassen das Feriendorf über fast ebenem Weg durch den Mischwald zu dem Weiler Le Flon.
Am Anfang vom kleinen Pfad steht auf einer Warntafel: Achtung gefährlicher Weg!! Bald merken wir warum. Das schmale Weglein ist zum Teil abschüssig und vor allem sehr glitschig. Die heiklen Passagen sind mit Ketten gesichert.
Endlich verlassen wir den schattigen Wald und kommen in Le Flon an die Sonne. In einer Stunde steigen wir auf steinigem und steilem Weg zum kleinen idyllischen Ort Tanay mit seinem See, den wir gleich noch umrunden. Dann ist für heute Schluss mit wandern, wir haben vor, in diesem kleinen Paradies zu übernachten.
Doch wir haben die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Zu unserer Enttäuschung werden um diese Jahreszeit keine Gäste mehr beherbergt. Im modernen Business würde jetzt eine Krisensitzung einberufen. Bei uns gibt es eine kleine Lagebesprechung:
- Es ist jetzt 13:30 Uhr
- Der weitere Wegverlauf über den Alpenpässeweg nach St-Gingolph dauert laut Zeitangabe 4:45 Std. - zu weit für heute.
- Der Rückweg nach Le Flon und mit ÖV nach Hause gurkt uns an.
- Der direkte Abstieg über die Alp Chalavornaire nach Bouveret an den Genfersee scheint vernünftig.
Befriedigt durch diese Lösung, stärken wir uns zuerst durch ein ausgiebiges 4 Gang Menu aus dem Rucksack. Dann ziehen wir mit neuem Ziel wacker los. Durch herrliche Landschaft geht es allmählich abwärts. Immer steiler wird der Weg, ja wir müssen 1100 Höhenmeter absteigen, schöne Grüsse an die Oberschenkel.
Ein Mountainbike-Fahrer überholt uns, neidisch schaue ich ihm hinterher, das wäre jetzt das Nonplusultra auf diesem flowigem Trail.
Irgendwann sind wir am Genfersee, das grosse Ziel ist erreicht. Müde aber glücklich steigen wir in den Zug und fahren heimwärts.
EPILOG:
Schon als kleiner Bub wollte ich wissen, wie es hinter den Hügeln von unserem Haus aussieht. Diese Neugierde treibt mich bis heute an, zu sehen wie es hinter dem Pass, Furgge oder Col aussieht. Jeder Übergang birgt das Geheimnis wie es auf der andern Seite aussieht. Kartenangaben, schöne Fotos in Bildbänden oder Bilder im Internet reichen nicht. Da muss ich selber hingehen, selbst sehen, hören, riechen und schmecken.
Beim Passwandern geht es nicht darum, Kilometer abzuspulen oder Höhenmeter abzuhaken. Es geht darum mit jedem Tal eine andere Welt zu entdecken - und eine andere hinter sich zu lassen.
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